Die EU-Kommission sorgt einmal mehr für hitzige Diskussionen: Künftig sollen alle Autos, die älter als zehn Jahre sind, jährlich zur Hauptuntersuchung – so zumindest der aktuelle Vorschlag. Was auf den ersten Blick wie eine Maßnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit klingt, wirft bei näherem Hinsehen berechtigte Fragen auf: Ist dieser Schritt wirklich notwendig, oder handelt es sich um eine weitere bürokratische Belastung für Millionen Autofahrer?
Die Kommission argumentiert, dass mit zunehmendem Fahrzeugalter die Wahrscheinlichkeit technischer Mängel steige – eine Annahme, die nicht grundsätzlich falsch ist. Laut EU-Verkehrskommissar Siim Kallas könnten durch häufigere technische Überprüfungen jährlich bis zu 1.200 Menschenleben gerettet und 36.000 Unfälle verhindert werden. Diese Zahlen basieren auf der Annahme, dass technische Mängel bei älteren Fahrzeugen eine signifikante Unfallursache darstellen. Doch die Statistiken aus Deutschland, einem Land mit einem der strengsten TÜV-Systeme Europas, zeigen, dass viele Fahrzeuge auch nach zehn Jahren in einem technisch einwandfreien Zustand sind. Technische Defekte sind hierzulande nur für etwa 0,5 Prozent der tödlichen Unfälle verantwortlich. Der ADAC betont, dass es keinen eindeutigen Nachweis gibt, dass häufigere Prüfungen die Verkehrssicherheit signifikant erhöhen würden.
Besonders kritisch ist der Vorschlag aus sozialpolitischer Sicht. Wer fährt heute noch ein zehn Jahre altes Auto? Es sind vor allem Menschen mit geringem Einkommen, Familien auf dem Land ohne Zugang zu öffentlichem Nahverkehr oder Studierende, die sich kein neues Fahrzeug leisten können. Für sie bedeuten zusätzliche TÜV-Termine nicht nur mehr organisatorischen Aufwand, sondern auch finanzielle Belastungen. Denn zur eigentlichen Untersuchung kommen oft Reparaturen, die durch strengere Maßstäbe erforderlich werden. Bei durchschnittlichen Prüfgebühren von etwa 60 Euro könnten sich die Mehrkosten für deutsche Autofahrer auf über 630 Millionen Euro pro Jahr belaufen. Der ADAC kritisiert den Vorschlag als "reine Abzocke der deutschen Autofahrer".
Der Vorschlag der EU-Kommission wirkt wie ein typisches Beispiel für gut gemeinte, aber praxisferne Regulierung. Er verkennt die Realität vieler Bürger, belastet insbesondere jene, die ohnehin wenig Spielraum haben, und bringt kaum messbare Vorteile im Vergleich zu bestehenden Systemen. Sicherheit im Straßenverkehr ist wichtig – aber sie darf nicht zur Ausrede für überzogene Maßnahmen werden, die mehr Frust als Fortschritt bringen. Es bleibt abzuwarten, wie das Europäische Parlament und die Mitgliedsstaaten auf den Vorschlag reagieren...
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