Die coolsten Restomods bringen Automobilgeschichte ins heute

Glorreiche Zeiten

Die coolsten Restomods bringen Automobilgeschichte ins heute: Glorreiche Zeiten
Erstellt am 15. Dezember 2025

Immer mehr Spezialisten restaurieren Kultautos nicht nur originalgetreu, sondern heben sie technisch auf das Niveau moderner Sportwagen. Das sind die coolsten Restomods.

Wer in den späten Achtzigern vor dem Fernseher saß, hat das Bild vor Augen: DTM-Rennen auf dem Norisring, ein breitschultriger Mercedes 190 E Evo II mit einem monströsen Heckflügel, daneben der BMW M3, beide mit hochdrehenden Vierzylindern, die ständig am Begrenzer jubeln. Das Schreien der Motoren, das Quietschen der Reifen, der Geruch von verbranntem Gummi, mischen sich in den Erinnerungen mit dem beißenden Odeur des hochoktanigen Treibstoffs. Legendär sind die unbarmherzigen Rempeleien im Kampf um den Sieg. Bei diesen Bildern bekommen Petrolheads leuchtende Augen. Genau diese Rennromantik soll der HWA EVO zurückbringen. Ein neu aufgebauter Mercedes 190er, der die Optik des legendären DTM-Boliden in die Gegenwart transportiert. Das bedeutet eine klassische Silhouette, kombiniert mit moderner Technik. Also ein Restomod par excellence.

Das Prinzip ist bekannt. Für den HWA EVO wird eine Karosserie der Baureihe W201 bis aufs Blech zerlegt, komplett restauriert und mit einer gehörigen Portion Power gewürzt. War die klassische Version des Über-Baby-Benz vor 40 Jahren schon ein Alphatier auf deutschen Straßen, ist es die moderne Ausführung heute erst recht. Statt des alten Vierzylinders sorgt nun der Dreiliter-V6-Biturbo aus der Baureihe M276 mit rund 331 kW / 450 PS und 550 Newtonmeter Drehmoment für angemessenen Vortrieb. Dazu kommen unter anderem ein modernes Fahrwerk, große Brembo-Bremsen und optional Carbon-Keramik-Scheiben. Hinter dem Projekt steht HWA aus Affalterbach und damit AMG-Mitgründer Hans Werner Aufrecht, der seit Jahrzehnten eng mit dem Mercedes-Motorsport verbunden ist. Geplant sind nur 100 Fahrzeuge. Der Nettopreis startet bei etwa 714.000 Euro, erste Kundenautos sollen ab 2026 ausgeliefert werden. Die Nachfrage ist vorhanden: Der erste HWA EVO erzielte bei einer Auktion bereits rund 1,3 Millionen Euro.

Doch die Technikschmiede aus Affalterbach ist nicht die Einzige, die mit diesem Konzept den Nerv der Zeit trifft. Immer mehr Spezialisten restaurieren Kultautos nicht nur originalgetreu, sondern heben sie auch technisch auf das Niveau moderner Sportwagen. Ein besonders spektakulärer Vertreter ist der Kimera EVO37, die Neuinterpretation des legendären Rallye-Helden Lancia 037. Die Genesis dieses Boliden kommt nicht von ungefähr. Kimera Automobili ist eine kleine italienische Manufaktur um den ehemaligen Rallye-Piloten Luca Betti, der mit ehemaligen Lancia-Ingenieuren wie Sergio Limone den EVO37 als moderne Hommage an die Gruppe-B- und Rallye-Ära wiederbelebt. Unter der Carbon-Karosserie steckt ein eigenständiges Chassis mit mittig eingebautem Vierzylinder, der wie beim legendären Delta S4 gleichzeitig per Kompressor und Turbolader aufgeladen wird. Der 2,1-Liter-Motor leistet rund 371 kW / 505 PS und etwa 550 Newtonmeter Drehmoment. Handgerissen, mit einem manuellen Sechsganggetriebe und Hinterradantrieb. Der Mittelmotor-Sportler bringt lediglich 1.100 Kilogramm auf die Waage. Das Fahrwerk kommt von Öhlins. Geplant sind 37 Exemplare. Aufgrund von technischen Überarbeitungen kostet ein Exemplar mittlerweile fast 700.000 Euro.

Wer genug von herkömmlichen Crossovern hat, wird bei Automobili Amos fündig. Die Italiener haben sich mit der Neuauflage des Lancia Delta Futurista einen Namen in der Restomod-Szene gemacht und legen jetzt mit dem Lancia Delta Safarista eine Rallye-Version nach. Basis ist ebenfalls ein Delta Integrale. Um genau zu sein, ein 16V, der zum dreitürigen Wüstenritter mit wuchtigen Kotflügeln, Schutzblechen, einem zentralen Endrohr und grobstolligen Rädern umgebaut wird. Innen dominieren zwei Vollschalensitze mit Mehrpunktgurten, ein massiver Überrollkäfig, Motorsport-Pedalerie und ein aufgeräumtes Cockpit mit abnehmbarem Lenkrad und Button-Box, im Heck sitzt das Reserverad in einer Carbon-Wanne. Natürlich wird der aufgeladene Vierzylinder-Motor komplett überarbeitet und erhält neue Kühl- und Ansaugsysteme, Motorsport-Differenziale, eine sequenzielle Schaltung, große Bremsen samt Hydraulik-Handbremse sowie ein einstellbares Rallye-Fahrwerk. Die Safarista-Serie ist auf bis zu zehn Autos limitiert. Der Umbau kostet rund 570.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer, das Spenderfahrzeug kommt obendrauf.

Singer darf bei dieser Aufzählung nicht fehlen. Die Spezialisten um den britischen Ex-Rockmusiker Rob Dickinson verwandeln Porsche 911 der Baureihe 964 in Handarbeit zu detailverliebten Restomods. Dabei zerlegen sie die klassischen Neunelfer bis zur letzten Schraube und setzen sie mit verbreiterter Carbon-Karosserie, verstärktem Chassis und vielen technischen Finessen wieder zusammen. In dem neuen Porsche 911 Carrera Coupé Reimagined by Singer arbeitet ein frei saugender 4,0-Liter-Sechszylinder-Boxermotor mit vier Ventilen pro Zylinder, wassergekühlten Zylinderköpfen und luftgekühlten Zylindern, der zusammen mit der britischen Traditionsmotorschmiede Cosworth entwickelt wurde. Das Aggregat mobilisiert 309 kW / 420 PS und dreht, wie es sich gehört, über 8.000 Touren. Trotz der modernen Technik bleibt der 911er mit der Sechsgang-Handschaltung und dem klassischen Hinterradantrieb bewusst analog. Beim Fahrwerk arbeiteten die Ingenieure mit Red Bull Advanced Technologies zusammen und Bosch liefert die Regelsysteme. Vierfach einstellbare Dämpfer, auf Wunsch Keramikbremsen und 18-Zoll-Zentralverschlussräder transportieren den Klassiker fahrdynamisch ins Hier und Jetzt. Wie immer bei Singer wird jedes Auto nach Kundenwunsch konfiguriert. Die Preise hängen vom Pflichtenheft ab. Oft liegen diese im siebenstelligen Dollarbereich, je nach Spezifikation, zuzüglich Steuern und Spenderfahrzeug. Trotzdem sind die Wartelisten lang, zumal der Porsche 911 Carrera Coupé Reimagined by Singer auf lediglich 100 Exemplare limitiert ist.

Ein weiteres analoges Restomod-Modell ist der Alfaholics GTA-R 290. Ausgangspunkt ist ein Alfa Romeo Giulia Sprint GT aus den Sechzigern, der von den britischen Alfa-Romeo-Spezialisten komplett entkernt und neu aufgebaut wird. Türen, Hauben und viele Anbauteile bestehen aus Aluminium oder Carbon. In der Radaufhängung kommen Titanteile zum Einsatz, die Geometrie ist konsequent auf Fahrdynamik getrimmt. Unter der Haube arbeitet ein auf rund 2,2 Liter vergrößerter Twin-Spark-Vierzylinder mit etwa 177 kW / 240 PS, der an ein manuelles Getriebe gekoppelt ist und ohne elektronische Fahrhilfen auskommt. Für diesen Aufwand ruft Alfaholics je nach Spezifikation ab etwa 275.000 Euro auf.

Wer es etwas komfortabler mag, findet im Nardone 928 von Nardone Automotive einen eleganten Vertreter dieser Zunft. Der Transaxle-Gran-Turismo aus Zuffenhausen erhält von den französischen Tüftlern in Aix-en-Provence eine neue Karosserie aus Carbon, bleibt aber seinem frei saugenden V8 treu. Dieser wird mit einer modernen Motorsteuerung auf 294 kW / 400 PS gebracht wird. Im Innenraum treffen die klassischen Formen des Porsche 928 auf ein volldigitales Cockpit und ein zeitgemäßes Infotainment-System inklusive Smartphone-Einbindung. Aktuelle Assistenzsysteme sind ebenfalls Teil des französischen Restomods. Der Einstiegspreis liegt bei rund 480.000 Euro netto.

Der Ferrari F355 gehört für viele Ferraristi zu den schönsten Sportwagen aus Maranello. Aus gutem Grund: Es ist die letzte in Handarbeit gefertigte Baureihe. Zu den Technik-Schmankerl gehören verstellbare Stoßdämpfer, eine Rennbremsanlage und 18-Zoll-Magnesiumrädern. Genau hier setzt die britische Restomod-Schmiede Evoluto an und schärft den Klassiker behutsam nach. Eine breitere Spur, überarbeitete Kühleinlässe, moderne LED-Scheinwerfer und neue Außenspiegel verbessern die Aerodynamik und den Auftritt gleichermaßen, ohne den ursprünglichen Charakter zu verwässern. Das eigentliche Meisterstück befindet sich im Heck: Über 200 neue oder überarbeitete Komponenten verpassen dem frei saugenden V8-Motor mit Fünfventiltechnik mehr Vitamine. Darunter ein neues Motormanagement sowie eine eigens entwickelte „Coil-on-Plug“-Zündung, die jeden Zylinder individuell überwacht und somit für präzisere Zündzeitpunkte, mehr Zündenergie und eine bessere Effizienz sorgt. Ein CNC-bearbeiteter Zylinderkopf mit größeren Einlassventilen und eine leichte Titan-Sportabgasanlage lassen das Triebwerk freier atmen. Am Ende stehen 309 kW / 420 PS, eine bissigere Gasannahme und Drehzahlen bis 8.500 U/min, die den F355 zum perfekten Restomod-Kandidaten für Aficionados des Cavallino Rampante machen. Für den „355 by Evoluto“ ist eine Kleinserie von 55 Exemplaren geplant, jeweils auf Basis eines von den Kunden gestellten Ferrari F355 und mit rund 4.000 Stunden Aufbauzeit pro Auto. So viel Detailliebe hat seinen Preis: Die Umbaukosten starten bei rund 830.000 Euro, zuzüglich Spenderfahrzeug und steigen je nach Individualisierung deutlich.

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