Autoszene Dubai

Ein Alltag ohne Limits und ein Besuch beim Scheich

Autoszene Dubai: Ein Alltag ohne Limits und ein Besuch beim Scheich
Erstellt am 10. Juni 2025

Die Vereinigten Arabischen Emirate und speziell Dubai sind eine andere Welt – gerade in Sachen Luxus und Automobil. Maybach, Rolls-Royce Cullinan, Range Rover und Mercedes G-Klassen gibt es dort wie heißen Wüstensand, während sich für die Elektromobilität kaum jemand ernsthaft interessiert.

Es ist heiß zu sehr später Stunde. Während im Design Quartier am Dubai Creek sich zu nächtlicher Stunde ein Porsche 911 Turbo mit einem Ford Mustang Shelby ein ohrenbetäubendes Rennen liefern, zeigt das Thermometer noch immer 38 Grad Celsius an. Tagsüber waren es 44 Grad im Schatten – doch wo ist hier Schatten? Kaum eine andere Region hat sich in den vergangenen 30 Jahren derart entwickelt wie die Emirate – allen voran die Vorzeigestaaten Abu Dhabi und Dubai. Eine vermeintlich kleine Region bekam weltweit wirtschaftliche Bedeutung. Kein Wunder, dass die Luxus- und Premiumhersteller in Relation zu Einwohnerzahl und Größe nirgends mehr Edelversionen verkaufen. Mercedes S-Klasse und BMW 7er sind hier deutlich beliebter als entsprechende Mittelklasse-Modelle. Noch begehrtes sind Geländewagen und Luxus-SUV wie Cadillac Escalade, Porsche Cayenne, Range Rover, BMW X7 oder Mercedes G-Klasse. Dabei wird indirekt von oben beeinflusst, welche Fahrzeuge derzeit „in“ sind und welche nicht.

Mercedes ist (noch) die Lieblingsmarke des Scheichs

Das Prinzip ist dabei denkbar einfach. Die einflussreichen Scheichs ordern das entsprechende Fahrzeug, dessen ein- oder zweistelliges Kennzeichen viel teurer ist als die Nobelversion an sich. Familie und Freunde kaufen es ihnen nach. Scheich Maktoum Hasher Maktoum Al Maktoum ist als Teil des inneren Kreises der Herrscherfamilie von Dubai unter Regent Muhammad bin Raschid Al Maktoum ausgemachter Autofan – wie viele in seiner Familie. Entsprechend opulent präsentiert sich sein Fuhrpark, von dem nur ein kleiner Teil in seinem Hauptwohnsitz in der Nähe des bekannten Hotels Burj Al Arab untergebracht ist. Lange Jahre ließ Maktoum Hasher Maktoum Al Maktoum nichts auf seine G-Klasse kommen, doch mittlerweile haben dem kantigen Mercedes-Klettermaxen Range Rover und Defender den Rang abgelaufen. „Ich fahre die Autos generell selbst“, erzählt Maktoum Hasher Maktoum Al Maktoum mit ruhiger Stimme, „außer, wenn ich abends zu einer Veranstaltung muss. Dann werde ich gefahren.“ Seine Lieblingsmarke Mercedes bekommt aktuell zumindest bei den Neufahrzeugen Liebesentzug, denn er steigt am vorrangig in den Defender oder lässt sich mit einem BMW M760 Li zu Terminen bringen. Doch seine echte Leidenschaft gehört Mercedes, wie er erzählt und auf seinen roten Mercedes SL 600 der Baureihe R129 zeigt, den er erst vor kurzem erstand. Gleich daneben: ein distelgrüner 500 SL der Baureihe R 107 und ein dunkelroter Mercedes 280 S aus dem Jahre 1972 – frisch restauriert. „Mit dem Auto war ich damals mit meiner Frau in Europa unterwegs, habe Österreich, die Schweiz und Frankreich besucht“, erinnert er sich, steigt ein und dreht auf dem eigenen Areal zum Beweis eine flotte Runde, dass er nach wie vor auf Handschalter steht.

"Die Chinesen machen immer bessere Autos"

Elektroautos haben beim Scheich und seiner Familie keinen leichten Stand. Früher als andere in Dubai hatte er ein Tesla Model S und verkaufte es gleich wieder. „So lange nachladen macht doch keiner“, lächelt der Scheich und geht herüber zu einem umgerechnet gerade einmal 40.000 Euro teuren Jetour T2, angetrieben von einem 187 PS starken Vierzylinder-Benziner. „Der hat überall Kameras und große Displays“, sagt er, „das mag ich. Wenn das die G-Klasse auch hat, nehme ich wieder die. Doch die Chinesen machen immer bessere Autos.“

Mercedes will den Markt nicht verlieren

Mercedes ist sich der Wichtigkeit der Vereinigten Arabischen Emirate bewusst und hat zusätzlich zu seinem mächtigen Dubai-Verkaufsraum von Generalimporteur Gargash ein extravagantes Brand-Center aufgebaut, in dem der Verkauf von Fahrzeugen im Hintergrund steht. „Hier geht es vorrangig nicht um Autos“, erzählt Brandmanager und Chefkurator Benoit Turibe, „wir haben 20 Events pro Monat und wollen mit Ausstellungen, Sportübertragungen oder Pilates-Kursen den Markenwert steigern. Das zahlt sich aus.“ Gleich nebenan gibt es ein neues Offroad-Center, auf dem Interessenten sich von den Kletterfähigkeiten des G-Modells überzeugen können. Meistverkauftes Auto von Mercedes in den Emiraten: der AMG G63. Gerade konnten sich potenzielle Kunden ein erstes Bild vom Mercedes VLS machen, dessen Konzeptstudie kürzlich auf der Auto China enthüllt wurde. Viele rieben sich ob der erstmals verfügbaren Van-Edelversion bereits die Hände blickt erwartungsfroh auf den Markenstart in 2026.

Auch für Premiumkonkurrent BMW ist Dubai ein besonders wichtiger Markt. Wer die regionalen Bestseller 5er, 7er und X7 testen will, mietet sich in einem der sechs Schauräume der Händler in die Aktivprogrammen ein, die auf der Rennstrecke von Dubai oder dem Yas Marina Circuit in Abu Dhabi stattfinden. Etwas anders sieht es bei Audi aus, denn von den gerade einmal 3.700 verkauften Modellen im Jahre 2024 – ausgeliefert von Al Nabooda Automobiles LLC - entfielen die meisten auf die eher kleineren Modelle A3, Q5 und A6.

Besuch im Café 6.8

Durchweg alle Marken haben mit einer geringen Nachfrage an Elektroautos zu kämpfen. Die Verkaufsanteile liegen unisono im niedrigen einstelligen Bereich. Nach oben klettern tun diese nur, wenn in Taxiflottenbetreiber gleich 400 Fahrzeuge auf einmal zulässt. Das UAE-Volumengeschäft in der Mittelklasse machen Limousinen und SUV aus Japan oder Südkorea unter sich aus. Deren Kunden finden jedoch kaum den Weg in Szeneläden wie Café 6.8, das Cars Café oder Flat 12, die zwischen Autodistrikt und dem neuen Cruise Habour liegen. Hier trifft sich die Autoszene nahezu täglich zum automobilen Meinungsaustausch, Posen oder einem schnellen Mittagssnack. Der Fuhrpark vor der Tür ist entsprechend: Rolls-Royce Cullinan, Mercedes AMG GT, Porsche 911 Turbo oder getunte Range Rover. Die gleichen Modelle fährt übrigens auch die Dubai Police und ist damit nicht nur Aushängeschild der Autofans, sondern des gesamten Emirats, denn so autoverrückt dürfte kaum ein anderer Staat sein. Kein Wunder, dass sich so mancher ein Hypercar für ein paar Stunden ins Hotel liefern lässt. Limits? Fehlanzeige!

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